In seinem späteren Werk Metaphysische Voraussetzungen der Erkenntnis. Versuch einer Überwindung Kants und des Kantianismus (1917) stellt E. N. Trubeckoj – inspiriert durch spätere Schriften von V. S. Solov’ev – die Aufgabe, über die Grenze der kantischen Philosophie hinauszugehen, um den Weg zu seiner Philosophie der All-Einheit und des absoluten und unbedingten Bewusstseins frei zu machen. Obwohl Trubeckoj immer wieder den Unterschied zwischen dem ‚historischen Kant’ und dem Neukantianismus unterstreicht, hängt sein Verständnis Kants von den neukantianischen Deutungen wesentlich ab. Dies bedeutet, dass sein Kampf gegen die kantische Philosophie in erster Linie der Kampf gegen den ‚neukantianisierten Kant’ war, den er bei den zeitgenössischen Neukantianern bewusst und unbewusst wahrnahm. Davon zeugt unter anderem seine Deutung der Erkenntnistheorie, seine These von dem antimetaphysischen Charakter der kantischen Philosophie, oder seine Beharrlichkeit in der Behauptung, dass die kantische Philosophie sich auf die transzendentale Methode stützt. Der ‚Kantianismus’ aus dem Titel der Schrift von Trubeckoj bedeutet nichts anderes als der Neukantianismus, den er ebenfall zu überwinden versucht. Dafür wählt er drei Neukantianer, nämlich Hermann Cohen als einen kompromisslosen Antimetaphysiker, Heinrich Rickert mit dessen Lehre von einem überindividuellen Bewusstsein und Emil Lask mit dessen Tendenz zu einer neuen Metaphysik, die im Ganzen, so Trubeckoj, die innere Transformation des Neukantianismus in Richtung des absoluten und unbedingten Bewusstseins demonstrieren.