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Erzwungene Ästhetik
Repräsentation, Zeremoniell und Ritual in der Politik
pp. 229-251
Abstract
Angesichts des wortreichen, öffentlichen Kommentierens und Analysierens von Politik gewinnt man den Eindruck, gegenwärtig trete an die Stelle des "Machens von Politik" mehr und mehr das darüber Reden und Schreiben. So gesehen bestünde wenig Anlaß, das bestehende Überangebot an Geschriebenem noch zu vergrößern — es sei denn, es gäbe für die Diskussion über Politik zunehmend wichtige, aber bisher einseitig und lediglich oberflächlich behandelte Aspekte, über die es sich erneut und genauer nachzudenken lohne. Die "Darstellung von Politik (bzw. der Politiker als Darsteller) im Rahmen und unter dem Diktat einer umfassenden Medienpräsenz" zählt zu einer solchen Thematik. Sie, wie üblich, wirkungsanalytisch in Formeln und Formen der Einschaltquotenmystik abzuhandeln, ist ebenso einseitig wie der Versuch, sie in die — gegenüber der "harten" Realpolitik — weichen Wolken der symbolischen Politik auszusiedeln: Das erfolgreiche "Machen von Politik" enthielt und enthält für den Politiker immer schon und notwendig den Zwang, dem "Macher" im Darsteller eine sichtbare Gestalt zu verleihen. Aus dieser für politisches Handeln prinzipiell geltenden Konstellation legitimiert sich der folgende Versuch einer soziologischen Anthropologie2 der Darstellung von Politik — ein Versuch, der dementsprechend die "Gegenwartspolitik" nur am Rande und aus einer aktualitätsdistanzierten, verfremdeten Perspektive in den Blick nimmt.
Publication details
Published in:
Wicke Michael (1997) Konfigurationen lebensweltlicher Strukturphänomene: soziologische Varianten phänomenologisch-hermeneutischer Welterschließung. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Pages: 229-251
DOI: 10.1007/978-3-322-96030-6_14
Full citation:
Soeffner Hans-Georg (1997) „Erzwungene Ästhetik: Repräsentation, Zeremoniell und Ritual in der Politik“, In: M. Wicke (Hrsg.), Konfigurationen lebensweltlicher Strukturphänomene, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 229–251.