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Das Modell Byzanz und seine Einflüsse auf die Lebenswelt Osteuropas
pp. 591-598
Abstract
"Geschichtsschreibung ist eine Tochter der Mythologie, runde zweitausend Jahre alt, doch wie es scheint, immer noch nicht ganz emanzipiert." Gilt dieses Urteil in besonderer Weise für den Umgang mit der Geschichte des Balkans, den dort Teile der nationalen Historiographie pflegen, so trifft es doch in gleichem Maße auf die westliche Sicht desjenigen Anteils der europäischen Geschichte zu, der vom Einfluss des byzantinischen Reichs bestimmt wurde. Hans-Georg Beck (1910–1999), der Historiker der Geschichte der orthodoxen Kirche im byzantinischen Reich, macht mit jenem Urteil darauf aufmerksam, dass die europäische Geschichtsschreibung über Generationen hinweg dem östlichen Bereich der europäischen Kultur das Sig-num der Irrelevanz aufgeprägt hat. Voraussetzung dafür war und ist ein untergründig kosmologisch inspirierter "Kult der Mitte" , der die eigene, vertraute Umgebung zum normativen Zentrum der Weltorientierung erhob. Dieser westliche Narzissmus habe insbesondere das "Modell Byzanz" in verfälschender Bewertung seiner historischen Leistungen "an den Rändern der europäischen Geschichte" angesiedelt und so unser Europabild auf das westliche Drittel des Kontinents verengt.1
Publication details
Published in:
Hering Rainer, Nicolaysen Rainer (2003) Lebendige Sozialgeschichte: Gedenkschrift für Peter Borowsky. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Pages: 591-598
DOI: 10.1007/978-3-322-89787-9_36
Full citation:
Fischer-Appelt Peter (2003) „Das Modell Byzanz und seine Einflüsse auf die Lebenswelt Osteuropas“, In: R. Hering & R. Nicolaysen (Hrsg.), Lebendige Sozialgeschichte, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 591–598.