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Ausstieg aus dem Neukantianismus

vom System zum Ereignis

Maja Soboleva(Marburg University)

pp. 37-53

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1Mit dem Ausdruck «Ausstieg aus dem Neukantianismus» wird ein Prozess der Ideenentwicklung angedeutet, der im 20. Jahrhundert zu beobachten ist. Der Neukantianismus, eine philosophische Rich|tung, die am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts europaweit einflussreich war – in Russland vertreten durch Fedor Stepun, Boris Jakovenko, Sergej Gessen und andere, in Italien durch Benedetto Croce, in Rumänien durch Alice Voinescu, um nur einige wenige Namen zu nennen – genießt heute nur noch ein philosophie|geschichtliches Interesse und gilt oftmals als überholt. Ein Grund dafür ist vor allem in der sogenannten «transzendentalen Methode» zu suchen, die die Ausgangsbasis für die beiden wichtigsten The|menbereiche dieser Denktradition, nämlich die Erkenntnis- und die Kulturtheorie, darstellt. Diese Methode hat die Kantische Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit der Erkenntnis aufgenommen und neu gestellt: Orientiert an der theoretisch-wissenschaft|lichen Gegenstandskonstitution, sollte sie die Grundlagen a priori nicht nur für wissenschaftliche, sondern auch für vor- und außer|theoretische Wirklichkeitserkenntnis wie Recht, Ethik, Kunst und Religion, das heißt für das Kulturganze, finden.

2Und gerade als Kulturtheorie ist der Neukantianismus für die philosophische Entwicklung des 20. Jahrhunderts von großer Be|deutung geblieben: Der «Ausstieg» aus dem Neukantianismus wurde von einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Neukantianismus begleitet. Dies gab diverse Anstöße für eine produktive Theoriebil|dung. Ich möchte auf eine Richtung hinweisen, die als handlungsfundierte Kulturtheorie charakterisiert werden kann, da sie den Begriff der Handlung für das Nachdenken über Kultur fruchtbar gemacht hat. Zwei unterschiedliche Strategien, vertreten durch Hermann Cohens System der transzendentalen Philosophie und Michail Bachtins Philosophie der Handlung, zeichnen alternative Ansätze zu dem an der Handlung orientierten Kulturverständnis auf. Daran zeigt sich eine allgemeine geschichtsphilosophische Tra|jektorie, die metaphorisch als Übergang vom System zum Ereignis bezeichnet werden kann. Sie ist mit der Weiterentwicklung der Cohenschen Ideen durch Bachtin verbunden, wie ich im Folgenden nachweisen werde.

1 | Kultur als System bei Hermann Cohen

3«Philosophie ist nur systematische Philosophie. Es gibt nur eine Art von Philosophie, das ist die systematische, die aus Gliedern eines Systems bestehende, aus diesen Gliedern sich zu einem System zusammenschließende Philosophie», – schreibt Cohen in der Ästhetik des reinen Gefühls (Cohen 1912, 16). Er wiederholt diesen Gedanken mehrfach in verschiedenen Zusammenhängen, so etwa in der Abhandlung Die Geisteswissenschaften und die Philosophie (1913): «Freilich soll man Philosophie niemals anders denken, denn als systematische Philosophie» (Cohen 1928, 524).

4Cohens Überzeugung, dass Philosophie einen systematischen Charakter haben muss, lässt sich aus den Aufgaben erschließen, vor die er die Philosophie stellt: Sie müsse nämlich die menschliche Kultur als ein Ganzes begreifen und dafür «die Kultur einheitlich machen in ihrer einheitlich methodischen Gesetzlichkeit» (Cohen 1912, 17–18). Cohen setzt also das Denken des philosophischen Systems und das Denken der Kultur in einen untrennbaren Zusammenhang: «Wir fassen das System der Philosophie aus dem Gesichtspunkte der Einheit des Bewußtseins der Kultur» (Cohen 1912, 4).

5In seinem System der transzendentalen Philosophie entwirft Cohen einen funktionalen Kulturbegriff, der auf der Einheit des kulturschaffenden Prinzips basiert. Er versucht das Ganze der Kultur als Objektivierung des menschlichen Geistes anhand des Schemas der drei klassischen Richtungen des Bewusstseins – «reines Denken», «reiner Wille» und «reines Gefühl» – darzustellen. Philosophie muss zeigen, dass die Einheit des Bewusstseins «den unersetzlichen schöpferischen Grund aller aus ihr hervorgehenden Mannigfaltig|keit» bildet (Cohen 1928, 524). Philosophie kann zeigen, dass Kultur einheitlich ist, «weil ein einheitliches Gesetz auf Grund einer einheitlichen Methodik in ihr zur Entdeckung gebracht werden kann, werden muß» (Cohen 1912, 17).

6Der von Cohen vollzogene Schritt zu einer einheitlichen Kultur|philosophie erfolgte unter dem methodischen Gedanken der «Erzeu|gung». In drei großen Richtungen der allgemeinen Kultur – Wissenschaft, Sittlichkeit und Kunst – sind die verschiedenen Erzeugungsweisen des menschlichen Bewusstseins am Werk. Mit ihnen korrelieren Logik, Ethik und Ästhetik als systematische Teile der Philosophie, die die jeweiligen Gesetzmäßigkeiten des schaffenden Bewusstseins erforschen müssen. Dazu sollte die als vierte Komponente geplante, aber nicht geschriebene Psychologie, als die «Lehre vom Menschen in der Einheit seines Kulturbewusstseins» (Cohen 1914, 11) hinzutreten. Von Cohen ausgearbeitet und als Monographien erschienen sind aber nur die ersten drei Teile des Systems: Logik, Ethik und Ästhetik. Das bedeutet, mit Dieter Adelmann: «[Die] Einheit des Bewusstseins ist zwar das höchste Problem der systematischen Philosophie; es ist aber nicht zur Darstellung gelangt» (Adelmann 2012, 28). Der wahrhaften Einheit des Bewusstseins, die das logische, das ethische und das ästhetische Bewusstsein durchdringt und sie in ihrer Unterschiedlichkeit zu Einem vereint, ist dem Begriff der Einheit des Kulturganzen als Korrelat des Systemdenkens vorbehalten.

7Die Besonderheit von Cohens System der Philosophie besteht darin, dass es die Voraussetzungen der Kultur im menschlichen Geist entdecken und folglich Gegebenes aus dessen Bedingung er|klären soll. Das heißt, dass sein System sich innerhalb des Rahmens der transzendentalen Methode befindet. Als Bedingungen a priori versteht Cohen die Gesetzmäßigkeiten der oben genannten Grund|richtungen des Bewusstseins. Er probiert verschiedene Ansätze aus, um diese Gesetzmäßigkeiten zu erhellen. Im Rahmen meiner Frage|stellung ist vor allem seine Charakterisierung der drei Richtungen des Kulturbewusstseins in Bezug auf das Ich-Problem und in Bezug auf den Handlungsbegriff von Bedeutung.1 Im Folgenden befasse ich mich mit der in das System der Philosophie integrierten Hand|lungstheorie von Cohen.

8Der Handlungsbegriff bei Cohen ist für die wissenschaftliche Erkenntnis, Ethik und Ästhetik, das heißt für alle Kulturbereiche konstitutiv. Die fundamentale Bedeutung der Handlung besteht darin, dass sie als Handlung der Erzeugung überhaupt zu verstehen ist. Dieses Verständnis der Handlung als produktiver Akt findet seinen Ausdruck vor allem in der allgemeinen methodologischen Maxime Cohens, nämlich im «Prinzip des Ursprungs». Dieses besagt: «Nichts darf dem reinen Denken als gegeben gelten; auch das Gegebene muss es sich selbst erzeugen» (Cohen 1981 [1904], 101). Eben darin besteht die «Reinheit» von Erkenntnis, Willen und Gefühl, dass sie ihre Objekte selbstständig erzeugen. Auf dem Feld der wissenschaftlichen Erkenntnis handelt es sich um die Erzeugung des Begriffs, ethisch um die Erzeugung des moralischen Subjekts und ästhetisch um die Erzeugung des Kunstwerks.

9Die spezifischen Differenzen zwischen diesen Weisen der Erzeu|gung erschließen sich aus der Analyse der erzeugenden Handlung auf dem jeweiligen Gebiet. Cohen gründet diese Analyse auf den Begriffen «Handlung» und «Tun». Während «Handlung» als Voll|zug, Prozess und reine Aktivität interpretiert werden kann, erweist sich «Tun» in seiner Theorie als Abschluss der Handlung, deren Resultat, Vollendung. Die nachfolgenden Ausführungen sollen dies zeigen. Dementsprechend kann man von einem prozessorientierten und einem resultatorientierten kulturerzeugenden Bewusstsein sprechen.

10Aufgrund der Cohenschen Analyse ergibt sich folgendes Bild: Für den Bereich der wissenschaftlichen Erkenntnis soll «die Charakteristik des Urteils auf dem Leitfaden des Begriffs der Handlung» gegeben werden (Cohen 1981 [1904], 170). Demnach besteht das Urteilen als eine spezifische kognitive Handlung in der Erzeugung der Begriffe von Gegenständen. Der Begriff ist dem Denken

nicht gegeben; das Urteil hat ihn zu vollziehen. […] Der Begriff ist nämlich nicht nur von vornherein nicht gegeben, und er muss erzeugt werden; sondern er ist auch am Ende der Erzeugung nicht gegeben; es gibt keinen Abschluss und kein Ende für ihn. Sein Ende wäre seine Vernichtung. Sein Dasein besteht nur in seiner Erzeugung; und seine Erzeugung nimmt kein Ende, sofern er ein echter Begriff ist. Das heißt: der Begriff ist Aufgabe. (Cohen 1981 [1904], 170)

11Cohen hebt hervor, dass sich der Begriff im Bereich der Wissenschaft niemals in ein fertiges Gebilde verwandeln darf: «Die Handlung ist dadurch vom Tun unterschieden, dass es für sie nichts Fertiges gibt; und dass es für sie kein Ende und keine Erledigung gibt, soweit es sich um ihren Inhalt handelt» (Cohen 1981 [1904], 171). Der Begriff tritt somit als die Aufforderung zum weiteren Handeln, zur Aufstellung neuer Theorien und Kontexte auf; er darf niemals als ein für immer abgeschlossenes Konzept angesehen werden. Damit verweist Cohen auf den spezifischen Charakter des wissenschaftlichen Wissens, auf seine unendliche Entwicklungsfähig|keit: Wissenschaftliches Wissen kann und darf niemals vollständig und endgültig sein.

12Die Sphäre der zwischenmenschlichen Beziehungen erweist sich bei Cohen als das besondere «Sein der Handlung», «das Sein, welches erst in der Handlung zur Erstehung kommt» (Cohen 1981 [1904], 187). Dementsprechend wird der Begriff der Handlung zentral für seine Ethik. Cohen vertritt die Ansicht, dass der Mensch «zum Menschen durch die Handlung [wird], sofern er derselben fähig ist» (Cohen 1981 [1904], 168). Dass die Handlung das eigent|liche Objekt der Ethik, das Material und zugleich das Kriterium für moralische Urteile ist, ergibt sich aus der Analyse des Verhältnisses zwischen Handeln und Tun im Bereich des Praktischen: «Die Tat ist nicht die Handlung. Aber die Handlung ist Tat. Das Innere wird durch die Handlung nicht in ein Äußeres verwandelt. Aber in ein Äußeres soll das Innere übergehen» (Cohen 1981 [1904], 177). Man kann diese Aussage Cohens so verstehen, dass die ethische Handlung eine Disposition realisiert. Die Handlung ist gleichzeitig Prozess und Resultat und daher als solche einen eigenständigen Wert hat.

13Auch in der Ästhetik besteht die Funktion der Handlung in der Erzeugung eines neuen Inhalts. Allerdings ist hier nicht der Verstand beziehungsweise die Vernunft, sondern das Gefühl tätig. Die produktive Handlung vollzieht sich aus dem «reinen Gefühl», das Cohen als «ästhetische Liebe» spezifiziert. Er greift auf die seit der Antike geltende Unterscheidung zwischen praktischer [nous prak|tikós] und poetischer [nous poiētikós] Vernunft zurück, nach welcher die erstere mit dem Willen verbunden sei und die letztere Begehren und sachgemäßes Denken einschließe. Für Cohen ist das ästhetische Tun «zugleich der Ausdruck für das höchste Tun, welches das ästhetische Bewusstsein erkennen, welches es als das durchgreifende Grundelement alles künstlerischen Schaffens anerkennen wird» (Co|hen 1981 [1904], 168). Das «höchste Tun» in der Ästhetik soll so das menschliche Ideal zum Ausdruck bringen.

14Aus dem Ausgeführten kann man auf eine Systematik in Bezug auf den Handlungsbegriff schließen. Es handelt sich bei Cohen um drei Handlungstypen – den theoretischen, den praktischen und den ästhetischen. Das Kulturbewusstsein erweist sich somit als handeln|des Bewusstsein, wobei sich das Verhältnis zwischen Handeln und Tun für verschiedene Kulturbereiche ändert. Für die Wissenschaft ist eine unaufhörliche Bewegung des Denkens charakteristisch, wes|halb der Begriff «Handlung» einen höheren methodologischen Status als der Begriff «Tun» erhält. In der Ethik stellt Handlung zugleich eine Tat dar. Cohen verweist auf die spezifischen Unter|schiede zwischen der Realisierung des Erzeugungsprinzips im theoretischen und praktischen Bereich wie folgt:

Im Denken ist der Gegenstand der Zweck und Inhalt. Und die Handlung ist das Mittel, diesen Gegenstand zu erzeugen. Im Wollen dagegen ist die Handlung der Inhalt und das Ziel. Und der Gegenstand ist Nichts als Mittel, die Handlung zu erzeugen und zu Stande zu bringen. (Cohen 1981 [1904], 175)

15In der Ästhetik hat das Tun die Priorität gegenüber der Handlung.

16Die kulturellen Felder sind also bezüglich ihrer Struktur und ihres Funktionierens verschieden. Jedes von ihnen hat die jeweilige apriorische Gesetzmäßigkeit zur Voraussetzung, deren einer Aspekt in Termini des Verhältnisses zwischen Handeln und Tun erfasst werden kann. Dabei ist Cohens Kulturphilosophie als Philosophie des Systems so konzipiert, dass sie sowohl die Autonomie und Hetero|genität ihrer einzelnen Teile gewährleisten als auch deren Einheit – eine Einheit der Kultur in der Vielfalt der sie erzeugenden Prinzi|pien – begründen soll. Nur innerhalb eines Systems verbunden, bekommen die Elemente des Ganzen ihre adäquate Bedeutung.

2 | Handlungsbegriff bei Bachtin in Abgrenzung vom Handlungsbegriff Cohens

17Die von Cohen angestellten Überlegungen, die es ermöglichen, der Kultur eine handlungstheoretische Fundierung zu geben, scheinen aus heutiger Perspektive nach dem sogenannten «pragmatic turn» des 20. Jahrhunderts vielversprechend zu sein, weil sie die handlungsbezogenen Strukturgesetze der einzelnen Kulturbereiche erkennen wollen. Diese Reflexionen wurden aber kaum rezipiert. Ernst Cassirer stellt freilich mit seiner Philosophie der symbolischen For|men (1923–1929), wo er eine Fundierung des Seins, verstanden als das Ensemble symbolischer Formen, im Tun des menschlichen Geistes angibt, eine Ausnahme in dieser Hinsicht dar.2 Ein mö|glicher Grund für diesen Umstand ist darin zu sehen, dass die systematische Fundierung der Kultur in den Bedingungen des reinen Bewusstseins, dieser methodische rote Faden Cohens, seiner Theorie den Anschein einer Metaphysik verliehen hat, die bereits zu seiner Zeit längst als obsolet galt.3

18Diese Bewertung des Neukantianismus als eine Philosophie, die innerhalb der Restriktionen der Bewusstseinsphilosophie verharrt, ist in Russland immer noch geläufig. Diese Meinung wurde unter anderen von Michail Bachtin vertreten, einem der Leser, Kritiker und, in einer bestimmten Hinsicht, Nachfolger von Cohen. In seinem frühen, unvollendeten Werk Zur Philosophie der Handlung [Filosofija postupka], das zwischen 1918 und 1924 geschrieben wur|de, konstatiert er eine Situation der «Krise der modernen Hand|lung» [krizis sovremennogo postupka] (Bachtin 2003, 50). Seine Diagnose diesbezüglich lautet: «Eine Kluft entstand zwischen dem Motiv der Handlung und ihrem Produkt. Infolgedessen ist auch das von seinen ontologischen Wurzeln entrissene Produkt verwelkt».4 Die hier geäußerte Kritik, adressiert an die Bewusstseinsphilosophie im Allgemeinen, geht davon aus, dass die transzendentale Fragestel|lung einer ontologischen Begründung in Handlungen des realen Menschen bedürfe. Der Verdacht, dass das reine Bewusstsein ein Bewusstsein ohne Subjekt sei, dass es das reine Bewusstsein als sol|ches vielleicht nicht gäbe, kann als Einwand gegen eine methodische Abstraktion zugunsten einer methodischen Konkretisierung betrachtet werden. Das reine Bewusstsein soll Bachtin zufolge methodo|logisch einem realen handelnden Individuum Platz machen, weil die Wirklichkeit der Welt nicht hinreichend aus dem System des reinen Bewusstseins erfasst werden kann und insofern eine Verengung der philosophischen Problematik bedeutet.

19Man kann an dieser Stelle zunächst festhalten, dass Cohen und Bachtin die Überzeugung gemeinsam ist, dass die Kultur ihren Ursprung im menschlichen Handeln hat. Allerdings sucht die systematische Philosophie Cohens die Antwort auf diese Frage in der Analyse des Kulturbewusstseins und möchte die transzendentale Struktur des Bewusstseins als solche, deren Vorhandensein in den Werken der Menschheit, vor allem im «Faktum der Wissenschaft», bezeugt ist, rekonstruieren. Bachtins Ansatz ist ihr entgegensetzt, aber als demselben Problem entspringend und nicht schlechterdings davon verschieden. Seine ontologische Interpretation des Subjekts verzichtet auf die Grundlegung durch ein einheitliches Vermögen im Sinne einer rationalen Psychologie, zielt aber ebenso darauf ab, ein einheitliches Grundgeschehen zu explizieren. Bachtin erreicht dies, indem er die Handlung, verstanden als eine der apriorischen Gesetzmäßigkeiten des reinen Bewusstseins im Sinne Cohens, durch die Handlung als eine genuine Form der menschlichen Existenz ersetzt. Ihm schwebt die moderne prima philosophia nicht als ein deduktives System à la Cohen, sondern als eine «Phänomenologie dieser Welt der Handlung» [fenomenologija ėtogo mira postupka] (Bachtin 2003, 31) vor. Dem systematischen Verhältnis nach ist es also bei Bachtin umgekehrt: Nicht die Methode begründet die Realität der Kultur, sondern die Annahme der Realität des handeln|den empirischen Subjekts begründet die philosophische Methode.

20Man muss zugeben, dass der Ursprung des Bachtinschen Begriffs der Handlung nicht ganz klar ist. Beispielsweise vermutet Alexander Haardt, dass Bachtin diesen Ausdruck aus dem Lexikon Husserls und Schelers entlehnt hat (vgl. Haardt 2000, 219). Allerdings bedeutet dieser Begriff bei ihm mehr als bloß intentionales Verhalten und Gerichtetheit des Vollzugs. Vielmehr scheinen die systematischen Parallelen zwischen den Handlungskonzeptionen von Bachtin und Cohen naheliegend. Von Bachtins Kenntnis der Werke Cohens zeugen zahlreiche Stellen in seiner Arbeit Autor und Held in der ästhetischen Tätigkeit [Avtor i geroj v ėestetičeskoj dejatel’nosti] (1920er Jahre). Außerdem gehörte Bachtin in den 1920er Jahren zu einem philosophisch-literarischen Kreis um Matvej Kogan, der in Marburg bei Cohen, Natorp und Cassirer studierte. Hier stand die Philoso|phie des Neukantianismus im Zentrum der Diskussionen. Bachtin hat sich Cohens aktivistisches Verständnis des Kulturproduzenten angeeignet. Indem er die Handlung realer Menschen ins Zentrum seiner Überlegungen stellt und sie als Ausgangspunkt für die Erar|beitung einer existenziellen Ontologie der Kultur, basierend auf einem einheitlichen Prinzip, annimmt, entwickelt er die Ansätze weiter, die schon bei Cohen methodisch angelegt waren. Auch die Überlegungen Bachtins über die Struktur der Handlung, die die Einheit zweier Momente – des subjektiven Vollzugs und des objektiven Inhalts – darstellt, deuten auf die Bekanntschaft mit den Schriften Cohens und dessen Ausdifferenzierung von Handeln und Tun hin.5

21Bachtins Neologismen «Akt-Tätigkeit» [akt-dejatel'nost'] und «Akt-Handlung» [akt-postupok] sollen die Doppelseitigkeit und zugleich die Einheit der beiden Seiten des Aktes (der Handlung) zum Ausdruck bringen. Das bewegliche Verhältnis zwischen Inhalt und Vollzug in der Struktur der Handlung soll den Charakter des Kul|turverständnisses bestimmen. Trenne man das Produkt der Hand|lung von ihrem individuell-historischen Vollzug und konzentriere sich allein auf deren Inhalt, so erscheine die ganze Kultur als das dem Menschen gegebene und von ihm entfremdete Sein. Diesen Vorwurf adressiert Bachtin vor allem an den europäischen philo|sophischen idealistischen Rationalismus. Hebe man im Gegenteil den Vollzug hervor, verliere man die objektive Seite der Handlung, die Tat. Darin besteht die Bachtinsche Kritik an den irrationalisti|schen Strömungen der Lebensphilosophie. Nur als die Einheit von Inhalt und Vollzug werde die Handlung zu einer realen, konstitutiven Kategorie der Kultur.6

22In seiner Philosophie der Handlung, die Bachtin als «philosophische Anthropologie» [filosofskaja antropologija] (Bachtin 2003, 351) bezeichnet, stellt er sich die Aufgabe, die uranfänglichen Fähigkeiten des Menschen aufzuhellen, die den immerwährenden Aufbruch zum Sein, verstanden als das Ganze der Kultur, ermöglichen kann. Indem Bach|tin die Handlung als die Form des Menschseins überhaupt denkt und den handelnden Menschen in den Mittelpunkt der philosophischen Reflexion stellt, gewinnt er einen neuen systematischen Anfang für die Seins- beziehungsweise die Kulturproblematik. Seine Überlegungen zum Sein gehen nicht in Richtung des Aufweisens eines Vorhanden-Seins, das heißt, eines Seins, das Menschen immer schon vorfinden und das ihnen als vollendet und abgeschlossen gegenübersteht. Im Gegenteil entwickelt er die Idee eines Tätig-Seins, was bedeutet, dass jeder Seinsbezug nur im Rahmen eines Handlungskontextes und in Form eines Handlungsvollzugs zustande kommt. Sein ontologisches Korrelat zur «Akt-Tätigkeit» ist nicht das Sein der systematischen Philosophie, sondern das dank der sinnschaffenden Tätigkeit eines historischen Individuums hervorgebrachte «Sein-Ereignis» [bytie-sobytie]. Dieses kann als das werdende, vom Menschen ausgehende Sein, das mittels der konkreten Handlung erzeugt wird und noch die Züge des es hervorbringenden Individuums trägt, charakterisiert werden. Dieses Sein ist kein Sein des darstellenden Denkens und wird nicht bloß gedacht, «sondern es ist, es ereignet sich wirklich und ausweglos durch mich und andere unter anderem im Akt meiner Handlung-Erkennt|nis».7 Um auf die weltschaffende und weltorganisierende Aktivität eines jeden Handelnden hinzuweisen, bezeichnet Bachtin die fundamentale Position des in-der-Welt-seins des Menschen als «Nicht-Alibi». Dies bedeutet die schöpferische Präsenz des realen Menschen in der Welt, die sich darin zeigt, dass das Universum der Kultur, das Sein, ursprünglich als «eine Welt der Eigennamen, dieser Gegenstände und bestimmter chronologischer Lebzeiten»8 entsteht und an dem die Spuren der realen Menschen sichtbar sind.

23Es wurde bereits erörtert, dass für Cohen der Begriff des Be|wusstseins seinen Sinn im Zusammenhang des Bewusstseins der Kultur erhält: «Das Problem der Einheit der Kultur ist es, von dem aus das Problem der Einheit des Bewußtseins der Kultur für die systematische Psychologie sich erhebt» (Cohen 1912, 432). In seiner Philosophie wird das Problem der Kultur also als das Problem der methodischen Einheit der Kultur entwickelt. Im Unterscheid dazu erweist sich bei Bachtin der Ort, wo der Mensch zum Sein aufbricht, als der Punkt, wo das Sein zerrissen und gespaltet wird: «Das Faktum seiner einzigartigen unersetzbaren Zugehörigkeit zum Sein zu behaupten, bedeutet einen Eingang zum Sein zu finden, wo es sich selbst nicht gleich ist; es bedeutet einen Eingang in das Ereignis des Seins zu finden».9 Mit anderen Worten setzt das Ereignis des Seins, das heißt der Kontakt mit dem Sein, voraus, dass der Mensch das Sein aus seiner eigenen Perspektive wahrnimmt und deutet, und indem er das tut, das Sein verändert. Das Sein ist also nicht; es vollzieht sich dank des Mit-seins [sopričastnost'] des Menschen und seiner Teilnahme am Sein. Das Sein befindet sich im ständigen Werden. Dabei entstehen Spaltungen und Differenzen und das einheitliche Sein zerfällt in mehrere Fragmente. Jedes Fragment wird durch die expressive, mit Willen und Emotionen verbundene, Ver|nunft des empirischen Menschen konstituiert und «architekto|nisch», mit diesem konkreten Menschen als Zentrum, organisiert. Das architektonisch aufgebaute Sein wird in Bachtins Kulturtheorie pluralistisch und polyphonisch. Es gibt demnach das Sein nicht als ein systematisches Ganzes; vielmehr gibt es eine Summe der koexistierenden, manchmal mit einander konkurrierenden Seinssphären.

24Aus dem Ausgeführten ergeben sich folgende Zwischenergeb|nisse. Bachtin erlangt im Vergleich zu Cohen einen neuen Aus|gangspunkt für die Kulturphilosophie: Der Ursprung der kulturellen Realität dürfe im einzelnen Menschen, in seiner produktiven, schaffenden Tätigkeit, in seinen Erzeugungsweisen gesucht werden. Bachtin benötigt keine Grundlegung für die Einheit der kulturellen Realität mehr. Im Gegenteil ist sein pluralistisches Bild der Kultur durch Dynamik, Differenz, Konflikt und Konkurrenz gekennzeichnet. Es ist hinzuzufügen, dass auch keine methodische Reinheit im Denken der Kultur unter der Leitidee der formal-logischen Rationa|lität mehr möglich ist, weil Bachtin die Handlung völlig anders als Cohen begreift. Das ist der letzte Aspekt, der die Differenzen zwischen den beiden Konzeptionen aufzuweisen hilft. Auf ihn möchte ich nun eingehen.

25Für Cohens Kulturbegriff ist kennzeichnend, dass er dem Begriff der Erkenntnis untergeordnet ist. Cohen ist der Auffassung, dass «das Wesen des Geistes sich in der Erkenntnis [bewährt]» und «der Geist der wissenschaftlichen Erkenntnis das Wahrzeichen der menschlichen Vernunft [ist], die sich in der wissenschaftlichen Vernunft entwickelt» (Cohen 1928, 520). Demnach unterliegt das «Faktum der Kultur» dem gleichen methodischen Verfahren wie das «Faktum der Wissenschaft», das für Cohen die Kulmination der geistigen Entwicklung des Menschen darstellt. Getragen von dieser Überzeu|gung ist die Festlegung Cohens auf die Rationalität des Gesetzes, weil Gesetz für ihn das ist, was Erkenntnis überhaupt ermöglicht und konstituiert. Sofern die Kultur auf Erkenntnis beruht und selbst eine Form der Erkenntnis darstellt, bilden die Denkgesetze die allgemeinen Voraussetzungen der Kultur. Dieser Logik entsprechend, «erhebt sich die Forderung eines Gesetzes für alle diese drei Grund|richtungen der Kultur. Sie erhebt sich unter dem methodischen Ausdruck einer Grundlegung, eines Prinzips, einer Erkenntnis, welche bei scharfer Reinhaltung der Verschiedenheit, dennoch die Gemeinsamkeit einer Wurzel oder einer Quelle, die Gemeinsamkeit eines Ursprungs zu bedeuten vermöchte» (Cohen 1907 [1902], 40). Es wird angenommen, dass in der Sittlichkeit und in der Kunst analog zur Wissenschaft «Bestimmungen und Regel [walten], die den Charakter von Gesetzen an sich tragen» (ebenda).10 Unter diesen methodischen Prämissen muss auch die Handlung, insofern sie entweder als kognitive Handlung wie das Urteilen fungiert oder in sich als ein Bestandteil das Urteilen enthält wie in der Ethik und Ästhetik, der Rationalität des jeweiligen Gesetzes unterstehen. Es ist nahliegend, dass die Handlung die Funktion, die Cohen für sie reserviert hat, nämlich der Grundlegung der Kultur zu dienen, allein dank ihrer formal-logischen Rationalität erfüllen kann.

26Im Unterschied zu Cohen verzichtet Bachtin auf eine formal-logische Begründung der Handlung. Ihm zufolge zeichnet sich die Handlung nicht durch die Rationalität aus, sondern durch die «Verantwortung» des sie ausführenden Menschen:

Diese Verantwortung der Handlung ist die Berücksichtigung aller Faktoren in ihr: sowohl der inhaltlichen Gültigkeit als auch des faktischen Vollzugs in seiner konkreten Geschichtlichkeit und Individualität; […] die Handlung hat folglich einen einheitlichen Plan und ein einheitliches Prinzip, das diese [Faktoren – M.S.] in der Verantwortung umfasst.11

27Bachtin erklärt, dass die Handlung «in ihrer Ganzheit mehr als bloß rational ist, sie ist verantwortlich. Die Rationalität ist nur ein Mo|ment der Verantwortung».12 Die Handlung erhält demnach ihre Fundierung in der Verantwortung, die die Momente des Wollens, Fühlens und Denkens zu einer Einheit verbindet. Die Verantwor|tung vereint inhaltliche Absicht und Willen zu deren Realisierung, objektivierbaren Sinngehalt und subjektiven faktischen Vollzug der Objektivierung. Sie tritt als eine existenziell-ontologische Bedingung der Handlung auf. Dank ihrer Verwurzelung in der Verantwortung ist die Handlung durch die Werte des Menschen wesentlich geprägt; sie ist daher immer emotional, aber nicht nur affektiv. Die Handlung folgt immer einer bestimmten Logik, sie ist jedoch auf die Summe logischer Regeln nicht reduzierbar; sie ist bewusst-unbewusst und als eine solche enthält sie in sich immer einen Moment des Nicht- oder sogar Irrationalen.

28Man kann aus dem oben Gesagten schlussfolgern, dass sich die Verantwortung bei Bachtin als eine kategoriale Bestimmung der menschlichen Handlung erweist. Dies bedeutet, dass die Handlung eine vielfältige Determination zulässt. Aus der Gegenüberstellung des rationalistischen Ansatzes von Cohen und des existenzialistischen Ansatzes von Bachtin, ergibt sich die Frage, ob Rationalität eine bloß methodisch unverzichtbare, jedoch, was ihre Funktion für die Grundlegung der Kultur betrifft, für Revisionen offene Bedin|gung darstellt.

3 | Fazit

29Das Leitinteresse dieses Aufsatzes war zu zeigen, dass Bachtins neuer Begriff der Kultur, in dem die Handlung dominiert, in einer kritischen Auseinandersetzung mit der philosophischen Tradition des Idealismus einschließlich der Philosophie Hermann Cohens entwickelt wurde. Allerdings soll dabei eine einfache Gegenüberstel|lung der Ansätze beider Denker vermieden werden. Stattdessen ist es wichtig einen angemesseneren Rahmen zu finden, in dem man trotz der Unterschiede gemeinsame Fundamente für neue philosophische Theorien erkennen kann.

30In diesem Fall kann das Theorem der «Erzeugung» als eine gemeinsame Grundlage sowohl für den bewusstseinsphilosophischen Ansatz Cohens als auch für den existenziell-ontologischen Ansatz Bachtins betrachtet werden. «Erzeugung» lässt sich dabei handlungstheoretisch verstehen, sei es im Sinne einer transzendentalen Hand|lung des Bewusstseins bei Cohen oder im Sinne einer realen produktiven Handlung des historischen Menschen bei Bachtin. Die Transformation der Theorie erfolgte dabei dank einer neuen Bestim|mung des Handlungsbegriffs, der im Kontext der systematischen Philosophie der Kultur von Cohen nur eine marginale Funktion erfüllte. Man kann hier von einer «dekonstruktiven» Leseart Bach|tins sprechen, die die Akzente verschiebt und Elemente als theoriebildend herausgreift, die im Original diese Funktion nicht hatten.

    Notes

  • 1 Eine ausführliche Behandlung dieses Problems würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen. Daher beschränke ich mich auf einige zentrale Argumente. Dieses Thema ist Gegenstand des § 16 in der Ästhetik des reinen Gefühls. Hier kann man folgendes Schema rekonstruieren: Dem «reinen Denken» oder der «Erzeugung des Objekts» (Cohen 1912, 195), dessen Identität die Einheit des Begriffs gewährleistet, entspricht die Wissenschaft. Das erkennende Subjekt erscheint hier nur als «Ich-Bewusstsein des Begriffs» (ebd., 417). Die Ethik als «die Lehre vom Menschen» muss einen philosophischen Begriff vom Menschen aus der methodologischen Begründung des «reinen Willens» gewinnen. Die moralische Identität des Menschen, sein Selbstbewusstsein wird durch die «Allheit», das heißt durch das Allgemeine im Besonderen erreicht: «Dieses Selbst der sittlichen Allheit ist und bleibt die unendliche Aufgabe des wollenden Ich» (ebd., 197). Für die Ästhetik «gibt es keine andere Instanz und keine andere Realität als Individualität» (ebd. 200). Die ästhetische Identität des Menschen ist «das Selbst in reflexiver Bedeutung» (ebd., 199). Sie wird im Unterschied zu der theoretischen Erkenntnis und Ethik nicht durch den Begriff, sondern durch das «Selbstgefühl» konstituiert.
  • 2 So schreibt Cassirer: «Die Kritik der Vernunft wird damit zur Kritik der Kultur. Sie sucht zu verstehen und zu erweisen, wie aller Inhalt der Kultur, sofern es mehr als bloßer Einzelinhalt ist, sofern er in einem allgemeinen Formprinzip gegründet ist, eine ursprüngliche Tat des Geistes zur Voraussetzung hat» (Cassirer 1956, 11). Die geistige Tätigkeit löst sich in der Cassirerschen Theorie im Tun, in den in sich geschlossenen und stabilen symbolischen Formen des Mythos, der Religion und der Wissenschaft, auf. Die Analyse dieser Formen, die Cassirer als «Funktionen» des Geistes begreift, ermöglicht eine systematische Rekonstruktion der Topographie der geistigen Aktivität. Das heißt, dass man auf die Dynamik des Geistes nur anhand seiner Produkte schließen kann. Diese Verlagerung des Akzentes vom Produzieren auf die Produkte, vom Handeln auf das Tun, erklärt, warum Cassirers Geistesanalyse in die Analyse der Zeichensysteme umschlägt.
  • 3 Dazu siehe exemplarisch Köhnke 1986, Damböck 2018.
  • 4 «Образовалась бездна между мотивом поступка и его продуктом. Но вследствие этого завял и продукт, оторванный от онтологических корней.» (Bachtin 2003, 50) Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Übersetzungen von mir M. S.
  • 5 Vgl. dazu auch Sasse (2010, 29).
  • 6 Mehr zur Philosophie Bachtins siehe Soboleva 2010.
  • 7 «а есть, действительно и безысходно свершается через меня и других, между прочим и в акте моего поступка-познания». (Bachtin 2003, 16–17)
  • 8 «мир собственных имен, этих предметов и определенных хронологических дат жизни». (Bachtin 2003, 49)
  • 9 «Утвердить факт своей единственной незаменимой причастности бытию – значит войти в это бытие именно там, где оно не равно себе самому – войти в событие бытия.» (Bachtin 2003, 41)
  • 10 Vgl. «Die Gesetzlichkeit der Ästhetik ist die Vernunft der Kunst» (Cohen 1912, 71).
  • 11 «Эта ответственность поступка есть учет в нем всех фкторов: и смысловой значимости, и фактического свершения во всей его конкретной историчности и индивидуальности; […] есть, следовательно, у поступка единый план и единый принцип, их объемлющий в его ответственности.» (Bachtin 2003, 29)
  • 12 «в его целостности более чем рационален, – он ответственен. Рациональность – только момент ответственности». (Bachtin 2003, 30)

Publication details

Published in:

Martin Erik, Mrugalski Michał, Flack Patrick (2022) Neo-Kantianism as an entanglement of intellectual cultures in Central and Eastern Europe: Neukantianismus als Verflechtung von Wissenskulturen Mittel-und Osteuropas. Genève-Lausanne, sdvig press.

Pages: 37-53

Full citation:

Soboleva Maja (2022) „Ausstieg aus dem Neukantianismus: vom System zum Ereignis“, In: E. Martin, M. Mrugalski & P. Flack (Hrsg.), Neo-Kantianism as an entanglement of intellectual cultures in Central and Eastern Europe, Genève-Lausanne, sdvig press, 37–53.