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197888

Situierte Kommunikation

Gert Rickheit

pp. 95-118

Abstract

Sowohl phylogenetisch als auch ontogenetisch ist die Kommunikation in konkreten Situationen von grundlegender Bedeutung. Die Evolution der Sprache vollzog sich größtenteils in der Bewältigung bestimmter Aufgaben in alltäglichen Situationen (Müller, 1990), wobei die Sprache als Werkzeug der Interaktion diente (Bühler, 1934/1965). Voraussetzung für die Ontogenese der Sprache ist die sensomotorische Entwicklung des Kindes (Piaget, 1975), die ebenfalls in verschiedenen situierten Kontexten erfolgt. Bühler sprach bereits 1934 von einer "Situationstheorie der Sprache" und setzte sie von 'situationsfernen Reden" ab (Bühler, 1934/1965: 23), wobei er stets vom "konkreten Sprachereignis' ausgeht, was durch sein OrganonModell erklärt wird. Hierbei spielt das Zeigfeld eine zentrale Rolle. "Das Zeigfeld der Sprache im direkten Sprechverkehr ist das hier-jetzt-ich-System der subjektiven Orientierung; Sender und Empfänger leben wachend stets in dieser Orientierung und verstehen aus ihr die Gesten und Leithilfen der demonstratio ad oculus" (Bühler, 1934/1965: 149). Aufbauend auf den Überlegungen von Bühler und der Wittgensteinschen Sprachspiel-Konzeption, derzufolge die Bedeutung der Gebrauch der Sprache sei, gelang Hörmann zu der Erkenntnis: "Die Sprache bildet zusammen mit den Tätigkeiten, in die sie verwoben ist, ein Ganzes: das Sprachspiel, das Sprecher, Hörer und Situation umfaßt" (Hörmann, 1976: 501). Somit kann Sprache als Werkzeug der Situationsbewältigung (Fiehler, 1980) angesehen werden. Mit Hilfe der Sprache können Menschen Probleme des Alltags einer Lösung näher bringen, indem sie sich gegenseitig beeinflussen oder auf Handlungen steuernd einwirken.

Publication details

Published in:

Rickheit Gert (2001) Spektren der Linguistik: Festschrift für Manfred Briegel. Wiesbaden, Deutscher Universitätsverlag.

Pages: 95-118

DOI: 10.1007/978-3-663-07764-0_6

Full citation:

Rickheit Gert (2001) „Situierte Kommunikation“, In: G. Rickheit (Hrsg.), Spektren der Linguistik, Wiesbaden, Deutscher Universitätsverlag, 95–118.