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Untergang und Verklärung des Abendlandes
pp. 165-208
Abstract
Wir sprachen schon von der Begeisterung, die der Ausbruch des Ersten Weltkriegs unter den deutschen Intellektuellen ausgelöst hatte. Auch nach der deutschen Niederläge bleibt die Verhöhnung des Ideals vom ewigen Frieden, zusammen mit anderen Topoi der Kriegsideologie, weiterhin lebendig. Thomas Mann hatte in den Betrachtungen eines Unpolitischen geschrieben: »Die schiedlichfriedliche Völkergesellschaft ist Chimäre. Der Ewige Friede wäre nur möglich bei völliger Vermengung und Verschmelzung der Rassen und Völker, — womit es, sage man leider oder gottlob dazu, gute Weile hat.« »Unsterblich« sei der Krieg, und sinnwidrig der Vergleich mit der »Schlachtbank«, zu der die Völker wie unschuldige und widerspenstige Opfer-»Lämmer« geführt würden. Die Wahrheit ist, daß der Mensch den Frieden nicht als »unbedingtes Ideal [empfindet]; es lebt ohne Zweifel unsterblich in ihm ein primitiv-heroisches Element, ein tiefes Verlangen nach dem Furchtbaren«1.
Publication details
Published in:
Losurdo Domenico (1995) Die Gemeinschaft, der Tod, das Abendland. Stuttgart, Metzler.
Pages: 165-208
DOI: 10.1007/978-3-476-03593-6_6
Full citation:
Losurdo Domenico (1995) Untergang und Verklärung des Abendlandes, In: Die Gemeinschaft, der Tod, das Abendland, Stuttgart, Metzler, 165–208.