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Alltäglichkeit und Ästhetik
pp. 85-108
Abstract
Der Alltag allein reicht nicht aus im Leben. Der feste Boden des Alltags, die routinierte Ordnung, benötigt bisweilen ein wenig Unordnung, Risse und Sprünge, das Vertraute die Herausforderung durchs Unbekannte, die Gewohnheit ihre Irritation. Die Vorhersagbarkeit im Alltag bedarf der Unvorhersehbarkeit, einer Verschärfung, wie Dieter Wellershoff gelegentlich notiert hat, die das Bisherige in Frage stellt. Danach mag das alte Leben, weitergehen oder nicht, mag sich die gewohnte Ordnung wieder einstellen oder nicht, entscheidend allein ist die Unterbrechung, die länger oder kürzer — am knappsten im ekstatischen Augenblick — dauert und momenthaft den kontinuierlichen Lebens- und Erlebenszusammenhang sprengt. Man kann hierbei an vieles denken: Sexualität und Liebe, vor allem die auf den ersten Blick, Drogenerlebnisse und Räusche, Todesängste. Das "ordentliche Voranleben" (B. Kronauer) ist für einen Moment unterbrochen, steht auf der Kippe, wo nicht sogar zur Disposition, wenn die letzte Konsequenz des Augenblicks die Erkenntnis ist: Du mußt dein Leben ändern!
Publication details
Published in:
Jung Werner (1994) Schauderhaft banales: Über Alltag und Literatur. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Pages: 85-108
DOI: 10.1007/978-3-322-94202-9_5
Full citation:
Jung Werner (1994) Alltäglichkeit und Ästhetik, In: Schauderhaft banales, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 85–108.