Repository | Book | Chapter
Theorie-Transfers und Internationalisierung der Literaturgeschichte
pp. 287-304
Abstract
Der Terminus ›Internationalisierung‹ bedarf für den literaturwissenschaftlichen Gebrauch einer Präzisierung. Es scheint, als seien derzeit nur spontane Vorverständnisse im Umlauf. Zum einen im Sinne einer Globalisierung der westlichen Kultur auf der Basis weltweiter ökonomischer Interdependenzen. Derart verstanden, gibt der Terminus die Folie für ›Interkulturalität‹ (zum Beispiel der Interkulturellen Germanistik) ab. Zum andern wird Internationalisierung mit einer Formalisierung literaturanalytischer Verfahren gleichgesetzt, die auf potentiell alle Literaturen applizierbar sind, ganz nach dem Vorbild der universellen Geltung des naturwissenschaftlichen Szientismus. Von Tragweite ist letzteres für Strukturalismus und Semiotik. Sehr gebräuchlich ist ›Internationalisierung‹ drittens im Sinne einer nicht-szientifischen Theoriebildung in Parallelität zur Deutung literarischer Werke, gegründet auf der Rezeption ›fremder‹ Theorien, die eine gewisse ›internationale‹ Ausstrahlung erlangt haben, wie der französische Poststrukturalismus in Deutschland und der Dekonstruktivismus aus den USA. Diese verschiedenen Vorverständnisse von ›Internationalisierung‹ setzen ein je anderes Beziehungsverhältnis zwischen wissenschaftlicher Methode und literarischem Gegenstand voraus. In allen Fällen müßte dies geklärt werden, um den Terminus operationsfähig zu machen.
Publication details
Published in:
Danneberg Lutz, Vollhardt Friedrich (1996) Wie international ist die Literaturwissenschaft?: Methoden- und Theoriediskussion in den Literaturwissenschaften: kulturelle Besonderheiten und interkultureller Austausch am Beispiel des Interpretationsproblems (1950–1990). Stuttgart, Metzler.
Pages: 287-304
DOI: 10.1007/978-3-476-03631-5_16
Full citation:
Kambas Chryssoula (1996) „Theorie-Transfers und Internationalisierung der Literaturgeschichte“, In: L. Danneberg & F. Vollhardt (Hrsg.), Wie international ist die Literaturwissenschaft?, Stuttgart, Metzler, 287–304.