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215494

Abstract

Der Begriff »Gesellschaft« hat sich seit den 1960er Jahren unstrittig als zentraler Leitbegriff etabliert, um komplexe politisch-soziale Handlungseinheiten zu bezeichnen und ihre historische wie zeitgenössische Analyse anzuleiten. Die vor allem von Historikern seit dem 19. Jahrhundert privilegierten Begriffe wie »Staat« oder »Nation« und — seit der Jahrhundertwende — auch »Volk« sind demgegenüber eindeutig in den Hintergrund getreten. »Staat« als Leitbegriff der Historiographie des 19. Jahrhunderts ist zwar zu Recht nie aus dem Begriffsarsenal der historischen Forschung verschwunden. Er hat jedoch seine regulative Funktion als Leitfaden durch die Vielfalt menschlicher Handlungsbedingungen verloren und wird seit langem in einem engeren Sinne verstanden als Sphäre der Herrschaftskonstituierung und der Institutionalisierung von Machtverhältnissen.1 »Nation« als Leitbegriff erfuhr seit dem 19. Jahrhundert eine Aufwertung, indem hierin vorstaatliche Bedingungen kultureller und sozialer Provenienz eingeschlossen wurden.

Publication details

Published in:

Jaeger Friedrich, Rüsen Jörn (2004) Handbuch der Kulturwissenschaften III: Themen und Tendenzen. Stuttgart, Metzler.

Pages: 289-411

DOI: 10.1007/978-3-476-05012-0_3

Full citation:

Hettling Manfred, Oesterdiekhoff Georg W., Raab Jürgen, Soeffner Hans-Georg, Flaig Egon, Kessel Martina (2004) „Gesellschaft und kulturelle Vergesellschaftung“, In: F. Jaeger & J. Rüsen (Hrsg.), Handbuch der Kulturwissenschaften III, Stuttgart, Metzler, 289–411.