Repository | Series | Book | Chapter

220611

Abstract

Max Weber gab seinen "Aufsätzen" über die Religionen Chinas, Indiens und des Judentums den Titel "Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen"1. Dieser Titel scheint die Annahme nahezulegen, daß Weber sein ursprüngliches Interesse an dem Einfluß der protestantischen Ethik auf das wirtschaftliche Handeln weiterverfolgte, in Wirklichkeit kam er aber auf dieses allgemeine Thema seiner Arbeiten nur zeitweilig zurück. Da gewisse religiöse Grundüberzeugungen dem Wirtschaftshandeln gleichgültig oder ablehnend gegenüberstanden, erwies es sich vielmehr als notwendig, das in diesem Titel zum Ausdruck kommende Schwergewicht seinem wörtlichen Sinne nach zu verschieben. Trotzdem sind alle Religionen bestrebt, den Gläubigen eine sittliche Anleitung für ihr weltliches Handeln zu geben, und zwar unabhängig davon, ob eine solche Anleitung ausdrücklich eine Wirtschaftsethik enthält. In diesem weiteren Sinne beschäftigte sich Weber mit der Alltagsethik als Teil jeder Weltreligion, die als das jeweilige "Arsenal der geistlichen Antriebe für den gläubigen Laien" bezeichnet werden kann. Aber selbst diese umfassendere Abgrenzung des von Weber verfolgten Ziels reicht nicht aus, weil er auch die Rückwirkungen der Gesellschaft und der Religion in dem Maße untersuchte, "als notwendig ist, um die Vergleichspunkte mit der ... zu analysierenden okzidentalen Entwicklung zu finden" 2.

Publication details

Published in:

König René, Winckelmann Johannes (1963) Max Weber zum Gedächtnis: Materialien und Dokumente zur Bewertung von Werk und Persönlichkeit. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 273-470

DOI: 10.1007/978-3-663-04200-6_4

Full citation:

Bendix Reinhard, Martindale Don, Willems Emilio, Savramis Demosthenes, Yawata Yasusada, Silbermann Alphons, Nelson Benjamin (1963) „Sachbeiträge“, In: R. König & J. Winckelmann (Hrsg.), Max Weber zum Gedächtnis, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 273–470.