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Bourdieus Habituskonzept in den Geschichtswissenschaften
pp. 307-323
Abstract
Die 1980er Jahre waren in der französischen, amerikanischen und deutschen Geschichtswissenschaft von einer hitzigen Debatte bestimmt. In Frankreich stand die strukturgeschichtliche Schule der Annales in einer heftigen Auseinandersetzung mit der Mikrogeschichte, während sich zu dieser Zeit die deutsche Alltagsgeschichte gegen die Sozialgeschichte positionierte. Die bereits in den 1970er Jahren einsetzende Bourdieu-Rezeption drohte durch diese scharfe Konfrontation abzubrechen. Denn der französische Kultursoziologe hatte sich in der durchaus lähmenden Dichotomie zwischen 'structure" oder "agency" gewissermaßen zwischen die Stühle gesetzt. Stets hat er den seinerzeit oft beschworenen Gegensatz – wie auch den zwischen Strukturalismus und Konstruktivismus, zwischen Gesellschaft und Individuum – zu überwinden versucht. Erst seitdem sich in den 1990er Jahren das Paradigma der "historischen Kulturwissenschaft" international breit durchgesetzt hat, gewann die Bourdieu-Rezeption unter den Historikern wieder an Raum. Die Aufnahme von Theorieangeboten aus der Kultursoziologie, Ethnologie und Sprachwissenschaft gehörte jetzt ebenso zum Standard geschichtswissenschaftlichen Arbeitens, wie auch der Bezug auf Pierre Bourdieus vermittelndes Theorieangebot. Seine Aufnahme in den Geschichtswissenschaften nahm vor allem in den Arbeiten eine herausgehobene Stellung ein, die kulturelle mit sozialen Machtverhältnissen zu verknüpfen suchten.
Publication details
Published in:
Lenger Alexander, Schneickert Christian, Schumacher Florian (2013) Pierre Bourdieus Konzeption des Habitus: Grundlagen, Zugänge, Forschungsperspektiven. Dordrecht, Springer.
Pages: 307-323
DOI: 10.1007/978-3-531-18669-6_16
Full citation:
Reichardt Sven (2013) „Bourdieus Habituskonzept in den Geschichtswissenschaften“, In: A. Lenger, C. Schneickert & F. Schumacher (Hrsg.), Pierre Bourdieus Konzeption des Habitus, Dordrecht, Springer, 307–323.