Repository | Book | Chapter

193528

Die Ausbildung narrativer Identitäten

Paul Ricoeur

Norbert Meuter

pp. 122-175

Abstract

Die drei Bände von Ricoeurs Zeit und Erzählung sind der beeindruckende Versuch einer groß angelegten Theorie der Narrativität. Mein Interesse an dieser Theorie besteht darin, daß ich mit ihrer Hilfe versuchen will, daß systemtheoretisch gewonnene Verständnis von Narrativität anschaulicher zu machen und fortzuschreiben. Um hierzu eine These zu formulieren, kann man auf den Begriff der Lebenswelt zurückgreifen, wie ich ihn in der Auseinandersetzung mit Luhmann bereits kurz skizziert habe, nämlich Lebenswelt verstanden als der uns alltäglich vertraute Sinnzusammenhang, in dem wir gewöhnlich ohne spezielle — etwa explizit wissenschaftliche — Anstrengungen wahrnehmen, erleben und handeln. Geht man dann weiterhin davon aus, daß sich eben durch unser lebensweltliches Erleben und Handeln — auf jeweils kulturell und historisch unterschiedliche Weise — interindividuelle Muster und Strukturen ausbilden,1 die für das einzelne Individuum Orientierungsfunktion haben, würde die These lauten, daß narrative Strukturen besonders fundamentale Strukturen unserer lebensweltlichen Orientierung darstellen. Narrativität wäre, anders formuliert, zu verstehen als eines der fundamentalen Organisationsprinzipien menschlichen Erlebens und Handelns. Und genau zu dieser These entwickelt Ricoeur eine Reihe von überzeugenden Überlegungen, die allerdings, wie ich denke, in einigen Punkten durchaus Ergänzungen bedürfen.

Publication details

Published in:

Meuter Norbert (1995) Narrative Identität: das Problem der personalen Identität im Anschluß an Ernst Tugendhat, Niklas Luhmann und Paul Ricoeur. Stuttgart, Metzler.

Pages: 122-175

DOI: 10.1007/978-3-476-04229-3_4

Full citation:

Meuter Norbert (1995) Die Ausbildung narrativer Identitäten: Paul Ricoeur, In: Narrative Identität, Stuttgart, Metzler, 122–175.