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216063

Medialitäten und Technologien

Jörg ZirfasBenjamin Jörissen

pp. 157-203

Abstract

Der Mensch braucht Bilder, um sich mit deren Hilfe seiner selbst zu vergewissern. Den Menschen definiert in diesem Sinne, dass er im Unterschied zu anderen Lebewesen die Fähigkeit besitzt, sich eine "Lebensreise" (Kant) auszuwählen, einen bildlichen "Entwurf" (Heidegger) seiner selbst, anderer und der Welt zu verfertigen wie auch, dass er diese Fähigkeit—wiederum im Unterschied zu anderen Lebewesen—noch auf bildlichem Wege-erlernen muss. Wäre uns alles, uns eingeschlossen, unmittelbar verständlich, so hätten wir keine Bilder nötig. Beziehen wir die Frage der Bilder auf die Frage nach der Identität, so erscheint die Identität von Bildern konstruiert und verstellt zugleich; konstruiert, weil wir in und mit Bildern unseres Selbst leben und verstellt, weil die Bilder nur den "farbigen Abglanz" (Goethes) unseres noch vielfarbigeren Selbst darstellen. Bilder sind dabei immer mehr als nur pure Wahrnehmungen, gehen in sie doch ästhetische Wertungen, individuelle und kollektive Symbolisierungen traditionelle Codierungen, biographische Reminiszenzen und soziale Entwürfe mit ein. Auch lässt sich kaum entscheiden, ob ein Bild meiner Identität absolut individuell und/oder imaginär oder absolut sozial und/oder manifesten Ursprungs ist. Mentale Bilder, sprich: Träume, Halluzinationen, Wahrnehmungen gehen mit materiellen Bildern, sprich: Ikonen eine mimetische Zirkulation von Repräsentationen ein. Dabei scheinen wir beherrscht von Bildern, ihnen geradezu ausgeliefert, aber zugleich produzieren, entwerfen und gestalten wir auch Bilder, scheinen wir die Bilder zu beherrschen.

Publication details

Published in:

Zirfas Jörg, Jörissen Benjamin (2007) Phänomenologien der Identität: Human-, sozial- und kultur-wissenschaftliche Analysen. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 157-203

DOI: 10.1007/978-3-531-90676-8_5

Full citation:

Zirfas Jörg, Jörissen Benjamin (2007) Medialitäten und Technologien, In: Phänomenologien der Identität, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 157–203.