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Bildermusik
Laurie Anderson in ihren Kunstfiguren
pp. 262-277
Abstract
Hat man einmal eine der Performances von Laurie Anderson gesehen und gehört, ist man versucht zu sagen: Laurie Anderson interessiert nicht als Subjekt. Sie ist eine Kunstfigur. Laurie Anderson stilisiert sich zu einer solchen Figur im mehrfachen Sinn des Wortes: Sie wird zu einer optischen und akustischen Entität, die ohne den künstlerischen Rahmen ihrer Performances nicht denkbar wäre, ja die auf der Bühne geradezu aus diesem Rahmen geboren wird. Und sie zeigt sich, insbesondere durch die technische Präsentation ihrer Stimme, der Musik, der Bühnenbilder und Filme, als ein ganz und gar künstliches Produkt, das einer Kunstwelt aus Wille, Vorstellung und unendlicher technischer Realisierbarkeit dieser Vorstellung zu entspringen scheint. Es fällt in ihren Performances auf, daß das darstellende Subjekt Laurie Anderson auf der Bühne meist obskur bleibt: Manchmal verschwindet ihr Körper im dunklen Bühnenhintergrund, löst sich auf in ihm und kann nur auf einer akustischen Spur verfolgt werden, die die Stimme legt. Die Gestalt vermag aufzutauchen wie eine Projektion aus dem Unbestimmten, als bloßes körperliches Anhängsel ihrer eigenen akustischen — stimmlichen — Präsentation. Wenn sie schließlich doch im Zentrum des Spotlights auftaucht, bleibt häufig ungewiß, wer, welche Figur sich dort befindet, — eine weibliche, männliche, androgyne? Man fragt sich, ob zu diesem Körper eine Singstimme gehört oder ein elektronisches Instrument den Ausdruck übernimmt.
Publication details
Published in:
Paech Joachim (1994) Film, Fernsehen, Video und die Künste: Strategien der Intermedialität. Stuttgart, Metzler.
Pages: 262-277
DOI: 10.1007/978-3-476-03527-1_21
Full citation:
Naumann Barbara (1994) „Bildermusik: Laurie Anderson in ihren Kunstfiguren“, In: J. Paech (Hrsg.), Film, Fernsehen, Video und die Künste, Stuttgart, Metzler, 262–277.