Von den ältesten Zeiten her, aus denen Spuren wissenschaftlichen Denkens zu uns gedrungen sind, bis auf diesen Augenblick tönt uns aus dem Munde der Forscher und Denker ein grofses doch düsteres Wort entgegen, ein Wort, das sich fortpflanzt von Geschlecht zu Geschlecht, manchmal überstimmt von dem Triumphliede der fortschreitenden Wissenschaft, aber auch oft unter seinem Gewicht diese Wissenschaft niederdrückend, ja lähmend. Πάντων χρημάτων μέτρον ἄνϑρωπος, "das Mafs aller Dinge ist der Mensch".— so hielt bereits Protagoras von Abdera der jugendlichen Menschheit vor, da sie zum ersten Male in gieriger Hast die Hand nach der köstlichen Frucht der Wahrheit ausgestreckt hatte. Πάντων χρημάτων μέτρον ἄνϑρωπος! Das heilst: die Empfindungen, die Vorstellungen, die Begriffe, worin unser Denken sich bewegt, die Daten, wovon wir ausgehen, und die Resultate, wozu wir gelangen, werden nicht nur durch die Eigenschaften der wahrgenommenen Dinge bestimmt, sondern auch durch die Eigenschaften des wahrnehmenden Geistes; unsre Wissenschaft nimmt Bezug nicht auf die Welt, wie sie unabhängig von uns existiert, sondern auf die Welt, wie sie sich spiegelt in unsrem Bewufstsein. All unsre Erkenntnifs beruht auf Empfindungen; allein was sind diese Empfindungen weiter als die Wirkung, die die Dinge in unsrem Geiste hervorbringen? — und welchen Grund haben wir, anzunehmen, dafs die Eigenschaften, die wir kraft dieser Empfindungen den Dingen beilegen, denselben anders eignen als soweit und so lange wir sie wahrnehmen? Also, nicht an sich, sondern blofs für das wahrnehmende Subjekt sind die Dinge was sie sind; all unser Wissen ist relativ; die absolute Wahrheit werden wir niemals erfassen.