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Verstehen heißt Schlüsse Ziehen
pp. 205-242
Abstract
Die modernen linguistischen Theorien der Sprachstruktur — ob als Theorien der langue (Saussure) oder als Theorien der grammatical competence (Chomsky) — haben mit der Praxis des Sprechens und dem Subjekt der sprachlichen Kommunikation auch den Vorgang des Verstehens als theoretisches Problem aus dem Untersuchungsbereich der Sprachwissenschaft eliminiert. Soweit im Rahmen dieser Theorien Probleme der Bedeutung und des Verstehens angesprochen werden, ist deren Erörterung durch die idealisierende Annahme begrenzt, daß in der ›normalen Kommunikation alle sprachlichen Ausdrücke gleich verstanden werden. Dieser Annahme entsprechend befassen sich strukturanalytische Bedeutungs- und Verstehenstheorien damit, »das Maß der Einheitlichkeit in der Sprach›verwendung‹ zu erklären, welches die normale Kommunikation ermöglicht« (Lyons 1971:421). Bedeutungs- und Verstehensdifferenzen werden als faktische Probleme natürlicher Kommunikation anerkannt, sind aber für die Analyse der Sprache theoretisch irrelevant.
Publication details
Published in:
Danneberg Lutz, Vollhardt Friedrich (1996) Wie international ist die Literaturwissenschaft?: Methoden- und Theoriediskussion in den Literaturwissenschaften: kulturelle Besonderheiten und interkultureller Austausch am Beispiel des Interpretationsproblems (1950–1990). Stuttgart, Metzler.
Pages: 205-242
DOI: 10.1007/978-3-476-03631-5_13
Full citation:
Gerke Ernst-Otto (1996) „Verstehen heißt Schlüsse Ziehen“, In: L. Danneberg & F. Vollhardt (Hrsg.), Wie international ist die Literaturwissenschaft?, Stuttgart, Metzler, 205–242.