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220564

Bio-Macht und romantische Fantastik

Dorothea von Mücke

pp. 185-201

Abstract

Mein Aufsatz geht aus von Hoffmanns Das Fräulein von Scudieri und zeigt, wie in dieser Erzählung ein neuer Künstlertyp mit einem Modell der modernen Machtausübung verknüpft wird, einem Machtmodell, das von Foucault als Bio-Macht bezeichnet wird.1 Die neue Macht des Künstlers läßt sich als direkte Wirkung auf den Rezipienten, dessen traumatische Verführung und Sexualisierung beschreiben. Der Effekt dieser Verführung wird in Hoffmanns Werk nahezu formelhaft als synästhetische Reizüberflutung beschrieben, die in einer vorübergehenden schmerzhaft lustvollen Auflösung von Ichgrenzen mündet. Ausgelöst wird dieser Effekt durch eine Begegnung mit einem Enigma, mit einer ›fremden Macht‹, mit einem X, das vertraute Wahrnehmungsund Interpretationsmodelle radikal in Frage stellt ohne diese brüchig gewordenen Raster durch neue Sicherheiten zu ersetzen. Hier liegt nun auch der enge Bezug zu dem die fantastische Erzählung markierenden wunderbaren oder rätselhaften Ereignis, der nicht nur für Hoffmann, sondern auch für Tieck, Brentano und Arnim hergestellt werden kann, dessen Aufweis allerdings die Grenzen dieses Beitrags überschreiten würde.2 Stattdessen werde ich die poetologische Dimension dieser rein auf Effekt, ja geradezu auf Nervenimpulse zugespitzten Wirkungsästhetik in ihrer Abgrenzung von einem Modell der ästhetischen Signifikation der Darstellung anhand von Hoffmanns Erzählung Die Automate verfolgen.

Publication details

Published in:

von Graevenitz Gerhart (1999) Konzepte der Moderne. Stuttgart, Metzler.

Pages: 185-201

DOI: 10.1007/978-3-476-05565-1_10

Full citation:

von Mücke Dorothea (1999) „Bio-Macht und romantische Fantastik“, In: G. Von Graevenitz (Hrsg.), Konzepte der Moderne, Stuttgart, Metzler, 185–201.