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Bildung durch Wissenschaftskritik
Soziologische Deutungen der Universitätsidee in den sechziger Jahren
pp. 81-117
Abstract
Wer sich in einer vergleichenden Perspektive für die semantische Ausstattung von Organisationen interessiert, dem muss an der Universität zweierlei auffallen. Auffällig ist nicht nur, dass diese Organisation sich seit etwa zweihundert Jahren mit einer Idee ihrer selbst belastet, der sie nicht genügen kann.1 Auffällig ist vor allem, dass für diese Idee immer auch der Anspruch auf Unterstützung durch Wissenschaft erhoben wurde. Die Vorstellung einer zwanglosen Einheit von Wissenschaft und Erziehung, die den harten Kern dessen ausmacht, was man in Deutschland unter Universitäten versteht, sollte sich immer auch als wissenschaftliche Vorstellung vertreten lassen. Sie sollte also niemals nur Grundwertebekenntnis, Bildungsreminiszenz oder bloße Literatur sein. Damit bildet die Universität den möglicherweise singulären Fall einer Organisation, die für ihre eigene Selbstbeschreibung in Anspruch nimmt, mit Wissenschaft kompatibel zu sein — wie immer die wissenschaftlichen Theorien sich ändern, die diese Beschreibung stützen sollen, aber eben darum auch schwächen können.
Publication details
Published in:
Schimank Uwe (2001) Die Krise der Universitäten. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Pages: 81-117
DOI: 10.1007/978-3-663-12044-5_5
Full citation:
Kieserling André (2001) „Bildung durch Wissenschaftskritik: Soziologische Deutungen der Universitätsidee in den sechziger Jahren“, In: U. Schimank (Hrsg.), Die Krise der Universitäten, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 81–117.