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Der Bewunderer des Shakespeare
pp. 87-108
Abstract
Nichts sei gewiß, hatten die akademischen Skeptiker geglaubt, und unser Wissen, unsere Annahmen über die Welt daher bestenfalls eine Sache von Wahrscheinlichkeiten. Die skeptische Haltung selbst ist dabei natürlich ebenso ungewiß, sie kann keinen Anspruch auf die Wahrheit ihrer eigenen Behauptung machen, weil wir uns über jede vermeintliche Evidenz täuschen könnten, auch die, daß nichts gewiß sei. Die skeptizistische Argumentation ist also selbstrückbezüglich. Etwas weniger radikal plädierten die pyrrhonischen Skeptiker dann dafür, daß wir uns eines jeden Urteils in allen Fällen nicht-evidenten Wissens enthalten müßten. Im Minenfeld philosophischer Meinungen und Gegenmeinungen machte der antike Skeptizismus seinen strategischen Vorstoß vor allem gegen den Dogmatismus, mit der Neubelebung der skeptizistischen Argumentationen in Reformation und Renaissance trugen Papisten und Religionsreformer ihre Scharmützel um die Frage, ob die Gewißheiten des Glaubens denn nun in kirchlicher auctoritas, oder, wie Luther behauptete, in der Schrift zu verankern seien, mit dem gegenseitigen Vorwurf aus, die je andere Seite sei dem Skeptizismus ergeben.1 Und den sündhaften Ursprung allen Skeptizismus konnte man, mit Rekurs auf Genesis 3.1, in der fragenden Schlange sehen.2
Publication details
Published in:
(2000) Kleist-Jahrbuch 1999. Stuttgart, Metzler.
Pages: 87-108
DOI: 10.1007/978-3-476-03787-9_8
Full citation:
Theisen Bianca (2000) „Der Bewunderer des Shakespeare“, In: , Kleist-Jahrbuch 1999, Stuttgart, Metzler, 87–108.