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222261

Kohlhase statt Kohlhaas

Joachim Rückert

pp. 276-278

Abstract

Wie der präzise Titel sagt, geht es um dreimal um Fehde: um die konkrete des Hans Kohlhase vom Oktober 1532 bis in den März 1540, um das damalige Fehderecht überhaupt und um die Fehdepraxis. Den Autor interessieren die Mischungen aus Quelle und Deutung, aus Einzelvorkommnis und Kontext, aus Fallnorm und Territorialnorm, aus Rechtstexten und Rechtswirklichkeiten, die ihm aus dieser Zeit für uns schwer nachvollziehbar entgegentreten. Etwas umständlich, aber gut reflektiert, kombiniert er Beschreibungen und Erklärungen, Chronologie, Synchronie (er nennt das »Systematik«) und etwas Statistik zum Fehdewesen zu einer umsichtigen und ergiebigen Untersuchung. Neue und alte methodische Stolpersteine läßt er — frei nach Kant — mit seinen schönen Quellen in der einen Hand und größter Begriffsvorsicht in der anderen unberührt liegen. Er verstrickt sich nicht in Normtextgeschichte und die freilich längst erledigte Illusion vom Recht im Buch, nicht in Wirtschafts-, Sozial- oder Kulturgeschichte und die allerdings virulente Illusion vom Recht im Leben, auch nicht in literarische Textualität und die modische Illusion vom bloßen Rekonstruieren von Konstruktionen oder in dichte Beschreibung und die Illusion vom detailgenauen Blick als wahrem Scharfblick und fällt am Ende nur ein wenig in die Illusion, das Ei des Geschichts-Kolumbus liege in der Entdek-kung der maßgebenden Mentalitäts-Landschaften. Das läßt seine Arbeit bisweilen ein wenig bieder wirken — aber man lernt umso mehr daraus.

Publication details

Published in:

(2000) Kleist-Jahrbuch 1999. Stuttgart, Metzler.

Pages: 276-278

DOI: 10.1007/978-3-476-03787-9_20

Full citation:

Rückert Joachim (2000) „Kohlhase statt Kohlhaas“, In: , Kleist-Jahrbuch 1999, Stuttgart, Metzler, 276–278.