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223018

Pragmatische Verhaltensintegration im Medium sozialer Kontextualität

Olaf Kranz

pp. 65-112

Abstract

Der folgende Text möchte versuchen, die von Jürgen Markowitz an verstreuten Orten vorgelegten und an disparaten Themen entwickelten soziologischen Analysen zu systematisieren, indem er sie in synoptischer Absicht als Beiträge zu einer Interaktionstheorie ‚in progress' interpretiert und rekonstruiert. Markowitz stellt der Soziologie ein Arsenal an Unterscheidungen zur Verfügung, mit dem sich Interaktionen gleichsam mikroskopisch analysieren lassen. Auf diese Weise, auf der Basis einer nach und nach entfalteten Theorie der Interaktion, kann er – und das ist die These meines Textes – das Geschehen der Interpenetration detaillierter, als bislang geschehen, beschreiben, indem er Schritt für Schritt rekonstruiert, wie im Zusammenwirken von psychischen und sozialen Systemen diese jeweils Leistungsanteile der Umwelt wechselseitig für eigene Prozesse selektiv in Anspruch nehmen. Der Begriff der Interpenetration zielt in der Bedeutung, die ihm Niklas Luhmann (1981) in seinem programmatischen Essay Wie ist soziale Ordnung möglich? gegeben hat, auf die Grundlagen der Sozialtheorie. In dieser Anspruchslage wird er von Markowitz eigensinnig aufgegriffen. Der Titel der Partizipationsforschung, unter dem das markowitzsche Theorieprogramm steht, weist auf die Besonderheit hin, dass seine Analytik ihren Ausgangspunkt in Prozessen der Orientierung psychischer Systeme nimmt. Das Zusammenwirken psychischer und sozialer Systeme wird dabei von Anfang an in Rechnung gestellt, indem der Orientierungsaufbau psychischer Systeme immer in Abhängigkeit von Interaktionserfahrungen, also in Abhängigkeit von sozialen Systemen, gedacht wird und indem rekonstruiert wird, wie selektiv orientierte Verhaltensanteile in der Interaktion nach Maßgabe der gerade laufenden sozialen Selektivität punktuell in Anspruch genommen werden. Soziale Systeme sind auf Verhaltensbeiträge angewiesen, aber sie sind wählerisch in den Beiträgen. Verhaltenssequenzen werden von ihnen in Abhängigkeit von der Problematik der doppelten Kontingenz sowie von der gerade laufenden Thematizität aktförmig in Anspruch genommen – oder ignoriert.

Publication details

Published in:

Aderhold Jens, Kranz Olaf (2007) Intention und Funktion: Probleme der Vermittlung psychischer und sozialer Systeme. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 65-112

DOI: 10.1007/978-3-531-90627-0_4

Full citation:

Kranz Olaf (2007) „Pragmatische Verhaltensintegration im Medium sozialer Kontextualität“, In: J. Aderhold & O. Kranz (Hrsg.), Intention und Funktion, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 65–112.