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BEDLAM und Hogarth, oder das Kino zwischen Malerei und Kupferstich
pp. 64-71
Abstract
Bevor ich auf den Film BEDLAM (1946) von Mark Robson als Beispiel für die Beziehung zwischen Film und darstellenden Künsten eingehe, möchte ich ein paar kurze kritische Anmerkungen zur Methode vorausschicken. ›Film‹ wird im folgenden unter künstlerisch-ästhetischen Gesichtspunkten betrachtet werden, d.h. wie ein singuläres Kunstwerk oder ein Objekt. Ich halte es buchstäblich für Unsinn, irgendein Bild mit irgendeinem Ton in eins zu setzen oder zu meinen, daß alles, vom Video-Clip bis zum synthetischen Bild, vom Kinofilm bis zur Fernsehsendung, Sprache derselben Bilder und Töne sei. Alle diese Bilder und Töne sind nicht schon deshalb vergleichbar, weil sie alle auch als Medien der Information und Kommunikation funktionieren. Es ist legitim, Video-Clips oder Fernsehsendungen zu analysieren, aber es ist unbegreiflich, daß dieselben Analyseinstrumente auch für den Film gelten sollen. Schon die verschiedenen semiotischen Methoden, z.B. die Narratologie, haben nicht ausgereicht, sich über die ›Werke‹ wirklich klar zu werden. Und die Theorien der Information und Kommunikation verfehlen nicht nur das Wesen von Kunstwerken, sie verstoßen gegen ihren eigentlichen Sinn: Je mehr ein Werk als Medium der Kommunikation betrachtet wird, desto weniger wird es in seiner künstlerischen Eigenart gewürdigt; wenn dagegen die kommunikative Funktion nur eine geringe Rolle spielt, wird seine künstlerische Qualität umso höher eingeschätzt. Gerade das Künstlerische an einem Werk entgeht der Kommunikationsfunktion vollkommen.
Publication details
Published in:
Paech Joachim (1994) Film, Fernsehen, Video und die Künste: Strategien der Intermedialität. Stuttgart, Metzler.
Pages: 64-71
DOI: 10.1007/978-3-476-03527-1_6
Full citation:
Leutrat Jean-Louis (1994) „BEDLAM und Hogarth, oder das Kino zwischen Malerei und Kupferstich“, In: J. Paech (Hrsg.), Film, Fernsehen, Video und die Künste, Stuttgart, Metzler, 64–71.